Ich war vierzehn oder fünfzehn Jahre alt, als ich nach der Schule öfter in der Wühlkiste in der Bücherei stöberte, in der man gratis aussortierte Bücher
mitnehmen konnte. Dabei stieß ich auf ein Buch, bei dem es um Rückführungen mittels Hypnose geht. Ich nahm es mit gemischten Gefühlen mit. Ich las es
innerhalb weniger Tage … und hinterher war ich völlig geflasht. Der Hypnotiseur schilderte in diesem Buch extrem detailgetreu, wie er seine Probanden
zurück in ihre Vorleben versetzte. Er erklärte, wie sie sich an Dinge erinnern konnten, die sie unmöglich aus dem Fernsehen haben konnten. Er drehte alles
so gekonnt hin, dass es wirkte, als könne es nur funktionieren.
Endlich fasste ich den Mut und löcherte meine Mutter mit Fragen zu dem Thema: Warum es dazu nicht noch viel mehr Berichte gibt, warum das nicht viel
weiter verbreitet ist - ob das nun der Beweis für Wiedergeburt ist?
Ich hatte damals noch kein Internet, als Kind der 90er. Daher konnte ich kaum weitere Informationen zu dem Thema beschaffen. Es blieb bei den vagen
Aussagen meiner Mutter, es sei Humbug und ich solle lieber für die Schule lernen, statt so einen Unsinn zu lesen.
In den Jahren darauf vergaß ich das Thema wieder und fasste es lange, lange Zeit nicht mehr an.
Erst mit Ende zwanzig las ich meine alten Tagebücher von damals noch mal, stolperte über meinen fanatischen Eintrag darüber, dass Wiedergeburt erwiesen
sei und nur niemand es glaubt … und beschloss, mich selbst hypnotisieren und rückführen zu lassen, was dann jedoch nicht klappte.
Ich weiß nicht, wie ernst ich die Sache mit der Hypnose wirklich nahm. Glaubte ich daran, dass ich wirklich in einem eventuellen Vorleben aufwachen und
detailgetreu meine Hinrichtung oder Hexenverbrennung miterleben würde? Nein, ich muss gestehen, irgendwas in mir verschloss sich dagegen, das zu glauben.
Auch wenn mir die Vorstellung davon, nach dem Tod käme
nichts ebenfalls nicht behagt und nicht ganz glaubwürdig erscheint, so glaube ich nicht unbedingt, dass
man in seinem jetzigen Leben noch zurückblicken kann in das, was davor einmal war.
Doch - da man eben nicht weiß, wie groß das Universum wirklich ist und welche Rätsel da draußen noch auf uns idiotische Menschen warten - bleibt ein
mittelgroßes Fünkchen von ‘Was-wäre-wenn’: Interesse, Neugierde und Faszination für das Thema.
Ich versuchte nach dem gescheiterten Versuch zwar nie wieder, mich hypnotisieren zu lassen und glaube auch nicht, dass mir das unbedingt guttäte - denn man
kann sich eben auch leicht ein Trauma einpflanzen. Do schloss ich mit der Sache ab und setzte irgendwie einen Haken.
Wieder einmal vergaß ich das Thema und fiel zurück in meine alltäglichen Routinen - und wieder mal kam es einige Jahre später noch mal auf: Als ich
eine Freundschaft schloss zu einer Frau, die sich sehr stark für Esoterik und dergleichen interessierte.
Wir redeten unter anderem über dieses Thema - aber auch sie meinte, sie fände es gruselig, zu wissen, auf welche Arten sie bereits gestorben ist. Denn
das Leben ist noch lang genug und birgt noch genug Möglichkeiten - und auf diese will ich mich aktuell konzentrieren, nicht auf das Leid einer 90-jährigen, die
ich vielleicht mal gewesen bin!
Doch - erneut einige Jahre später - begann ich mit dem Schreiben von Romanen und eine Plotidee zu diesem Thema Hypnose ließ nicht lange auf sich warten.
Die Ursprungsidee für einen Roman über eine Rückführung war eigentlich eine andere. Ursprünglich sollte es über eine Frau gehen, die mittels Rückführung
herausfindet, dass ihre Familie bedroht ist - denn sie war in ihrem Vorleben ein Mitglied dieses Clans, starb jedoch durch einen tragischen Unfall, den sie
aufklären möchte - zum Teil eben mittels Hypnose und zum Teil im echten Leben.
Problem an der Sache: Ich müsste davon ausgehen, dass Hypnose
wirklich funktioniert und wusste nicht, ob ich das möchte. Daher entschied ich mich für den
aktuellen Plot: Dass die Heldin versucht, mittels Hypnose ihre Blackouts zu füllen - und dadurch in einen mysteriösen Sog gerät, sodass ein gefährliches Spiel
beginnt.
In meinem Buch spreche ich mich weder für noch gegen das Thema aus. Und das ist das, was ich aktuell will. Ich will nicht die Message verbreiten, dass es
wirklich funktioniert - weil ich hiervon selbst nicht überzeugt bin. Ich will jedoch, dass ein spannendes Thema Beachtung findet und mit dem Hauch von Mystery
spielen, den dieses Thema ganz unumgänglich mit sich bringt. Das
‘Was-wäre-wenn’. Das
‘Was-kann-ich-glauben’. Und den Sog, den Abgrund, an den man geraten kann,
wenn sich zwei Welten vermischen.
Das Buch ‘Vergessen - Im Rausch der Rückführung’ ist, wie so viele Bücher von mir, ein Herzensprojekt. Zwar bin ich nicht auf ein einzelnes Genre festgelegt,
sondern schreibe mal einen Liebesroman und dann einen Thriller. Aber was ich wirklich für mich festgestellt habe, ist, dass ich nur überThemen schreiben
möchte, die mich begeistern, faszinieren und bewegen.